Dem Rohrbruch
sei Dank


 

Bei Reparaturarbeiten findet Schulhausmeister Gerd Benning alten Kelch von Pfarrer Austermann

 

 Manchmal ist ein Rohrbruch nicht nur ärgerlich sowie mit Arbeit und Kosten verbunden. Manchmal kann der missliche Umstand auch zu ungeahnten Entdeckungen führen. Wie jetzt in der St. Sebastianschule.

 Hausmeister Gerd Benning musste für die Reparaturarbeiten einen Wandschrank in einem Flur ausräumen. Dort wurden - neben manch anderem - auch Utensilien für die Schulmessen gelagert. „Aber so weit hinten habe ich noch nie nachgeschaut”, erklärt Benning, der eine alte und schon recht  abgewetzte Schatulle entdeckte.

 Zum Vorschein kam dabei ein Kelch - an dessen Existenz niemand mehr gedacht hatte. Eine Gravur in lateinischer Sprache unter dem Fuß des Kelches gibt Aufschluss. Übersetzt ist da zu lesen: „Augustinus Austermann zur Primiz für das Gott geweihte Opfer, gegeben vom Onkel Augustinus Verneuer.” Stefan Reckmann, in Raesfeld lebender Ururgroßneffe von Pfarrer Austermann hat die Inschrift entziffert, berichtet Pfarrer Johannes Arntz, der glücklich über den nicht alltäglichen Fund ist. „Dieser Kelch hat für unsere Gemeinde einen gro­ßen ideellen Wert”, betont Arntz.

Hausmeister Gerd Benning (r.) fand den alten Kelch, den Pfarrer
Johannes  Arntz nun aufarbeiten lassen möchte. Dafür sammelt er ab
heute Geld.

Er möchte den goldenen Kelch so schnell wie möglich wieder restaurieren lassen. Eine neue Vergoldung tut Not ,ein, paar eingearbeitete Steine müssen erneuert werden, ein paar Muttern an der Unterseite fehlen. Auch die sechs Abbildungen auf dem Fuß müssten vom Experten aufgearbeitet werden. Johannes Arntz schaut sie sich eingehend an. Da sind unter anderem Johannes der Täufer zu sehen, die Gottesmutter Maria, Petrus und auch Augustinus. Die Überarbeitung werde nicht ganz billig werden“, so Arntz: „Das wird nicht unter 1000 Euro zu machen sein”, schätzt er. Eine Summe, die im Haushalt 2006 nicht eingeplant war. Deshalb bittet der Pfarrer bereits in den Messen an die­sem Wochenende um eine Sonderkollekte zur Finan­zierung der Arbeiten. Denn schon bald soll das gesegnete Fundstück wieder bei Messen benutzt werden.

 Aber wie kommt der Kelch in den Schulschrank? Pfarrer Arntz hat eine Vermutung: Anfang der 1970er Jahre seien im Sog des zweiten Vatikanischen Konzils verstärkt Familien- und Kindermessen gefeiert worden. Auch in der Aula der Sebastianschule war dies über Jahre hinweg geschehen. Deshalb wurden wohl auch in der Schule liturgische Geräte gelagert - und schließlich dort vergessen.

 „Ich habe mich schon gewundert, warum es in unserer Gemeinde so wenig alte Kelche gibt”, erklärt Pfarrer Arntz, der beim ersten Hinsehen wusste: „Das ist ein typischer Kelch, wie man ihn um die Jahrhundertwende gestaltet hat.

BZ: 04.03.2006

 


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